WPIU-Ausbildung in Österreich
Am 02.07.2020 fand der theoretische Teil des ersten WPIU-Schulungskurses an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Österreich statt. 14 neue WPIU-Mitglieder (Maschinenring und AREC) erhielten theoretischen Input zur Biologie des Wolfes und zu Nutztierschutzmaßnahmen.
Zunächst führte Dr. Albin Blaschka, Österreichisches Zentrum für Bär, Wolf und Luchs, in das Konzept der WPIUs ein und sprach über das Ziel des EU-Projekts LWA, die Koexistenz von Wolf und Mensch.
Er hob auch die Bedeutung von Rissbegutachtern und DNA-Tests hervor, um zwischen natürlichen Todesfällen und solchen, die durch Großraubtiere verursacht wurden, zu unterscheiden. Er sprach über die Fähigkeiten, die Mitglieder der WPIU haben sollten: Belastbarkeit, Wissen über die Biologie und
das Verhalten des Wolfes und technisches Know-how.
Der Einsatz der WPIU sollte mit einem Team von vier Personen durchgeführt werden. Die benötigte Ausrüstung wurde ebenfalls angesprochen. Auch die unterschiedlichen Gesetze der neun Bundesländer Österreichs waren Teil der Diskussion.
Der zweite Teil des Vortrags von Dr. Blaschka war der Tierschutz. Er erklärte und zeigte auf, welche Maßnahmen angewandt werden sollten und welche hilfreich sind.
Zweitens sprach Dr. Klaus Pogadl, Bundesland Salzburg, über die rechtliche Situation, welche sich auf die FFH-Richtlinie, Berner Konvention und nationale
Gesetze bezieht.
Drittens ging Reinhard Huber (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) auf aktuelle Schäden durch Wölfe ein und sprach über die praktische Umsetzung der WPIUs.
Außerdem ging er auf problematische Umstände in Österreich ein, wie z.B. steile
und felsige Landschaften in den Alpen, in denen keine Zäune gebaut werden können.
Dr. Georg Rauer, VUW, sprach über die Biologie des Wolfes. Er zeigte Unterschiede zwischen Hund und Wolf auf und erklärte, wie man wolfsähnliche
Hunde von echten Wölfen unterscheiden kann. Weiters ging er auf die Verbreitung des Wolfes in Europa und in Österreich ein.
Der praktische Teil fand am 10.07.2020 auf dem Hauser Kaibling, in der Nähe von Irdning statt und wurde von Reinhard Huber geleitet. Die WPIU-Mitglieder lernten den Umgang mit der technischen Ausrüstung für die WPIUs.
Am 24.09.2021 wurde in Tösens eine zweite Einsatzgruppe für Tirol, die auch das Bundesland Vorarlberg abdecken kann, ausgebildet. Bei den Teammitgliedern handelt es sich um Mitglieder des Vereins Hirtenkultur, die alle über Erfahrung in der Almwirtschaft von Weidetieren verfügen. Auch der rechtliche Status von Großraubtieren und die Grundlagen der Biologie und des Verhaltens waren für die TeilnehmerInnen wichtig. Der größte Teil der Fortbildung war dem Austausch und der Diskussion über die Umsetzung von Schutzmaßnahmen auf Hochgebirgsweiden in den Tiroler und Vorarlberger Bergen gewidmet. In steilem Gelände ist es meist nicht möglich, am Ort des Geschehens einen Pferch zu errichten, so dass es notwendig ist, die Tiere zu sammeln und an einen geeigneteren Ort für den Pferch umzusiedeln. Das Problem dabei ist, dass die Tiere auf vielen Almen an den Aufenthalt im Freien gewöhnt sind und einen Schäferhund nicht kennen. Bei dieser Art von Einsatz wäre der Schäferhund eine große Unterstützung beim Einsammeln der Schafe, und der Hund könnte beim Umsetzen der Tiere helfen. Wenn die Schafe einen Schäferhund nicht kennen oder akzeptieren, müssen mehrere Personen zur Verfügung stehen, um die Tiere einzusammeln. Mit vier Personen ist das Notfallteam nach Meinung erfahrener Schäfer an der untersten Grenze.
Zwei Schülerinnen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Antonia Redlsteiner und
Nadine Schranz, nahmen an einer Fortbildung zum Thema Wolf teil. Das Projekt
WolfAlpsEU wurde vorgestellt und mögliche Probleme zwischen Weidetieren und der Rückkehr der Großraubtiere diskutiert. Um eine Koexistenz zwischen
Großraubtieren und Nutztieren zu ermöglichen, sollten die Schäden an Nutztieren
so gering wie möglich gehalten werden. Dies kann durch einige Maßnahmen
erreicht werden: Mit der Verbesserung des Weidemanagements könnte zum Beispiel ein Koppelsystem mit einer entsprechenden Umzäunung der Weiden eingeführt werden. Unübersichtliche Teile der Weide könnten nur tagsüber abgeweidet werden, usw. Beim Herdenmanagement sollten Geburten auf der Weide vermieden werden, da Nachgeburten und Nachwuchs große Raubtiere anlocken könnten. Die Schülerinnen erfuhren, dass all diese Maßnahmen für die Viehzüchter einen erhöhten Aufwand und manchmal auch zusätzliches Personal bedeuten. Mit dem Einkommen aus der Tierhaltung können die zusätzlichen Ausgaben meist nicht gedeckt werden, weshalb es zusätzliche Unterstützung geben muss.
Am 27.10.2021 nahmen schließlich acht weitere SchülerInnen an einer
Fortbildung zum Thema Wolf Teil. Die SchülerInnen stammen aus ganz Österreich, was bedeutet, dass die erlangten Informationen dadurch weit verbreitet werden.
Sie lernten einiges zum Projekt Life WolfAlps EU, über die Biologie und
Verbreitung des Wolf und lernten die unterschiedlichen Herdenschutzmaßnahmen kennen. Das Interesse war sehr groß.