Wie haben die telemetrierten Rehböcke in Slowenien den Sommer verbracht?
Nachdem wir in der vergangenen Saison 12 Rehe (6 männliche und 6 weibliche) gefangen und mit sechs Jagdvereinen des Untersuchungsgebiets Jelovica in Slowenien mit Telemetriehalsbändern ausgestattet haben, haben wir ihre Bewegungen in diesem Frühjahr und Sommer mit großem Interesse verfolgt. Mit Mitgliedern der Jagdvereine Železniki, Selca, Jošt – Kranj, Bohinjska Bistrica, Sorica und Jelovica – Ribno verfolgten wir ihr räumliches Verhalten, da Rehe einen ausgeprägten jährlichen biologischen Zyklus haben, so dass wir erwarteten, ihre jahreszeitlichen Bewegungen zwischen ihren Winterheimatgebieten und Sommerrevieren zu beobachten.
Hier stellen wir die Bewegungen von drei Rehböcken aus dem Untersuchungsgebiet von Jelovica vor.
Jule
Wir haben die Bewegungen von Jule an den südlichen Hängen des Ratitovec-Gebirges anderthalb Jahre lang verfolgt, was uns einen Einblick in die Stabilität seiner saisonalen Lebensräume gibt. Jule ist ein Beispiel für ein Reh, das im Laufe des Jahres zwischen zwei Gebieten hin- und herwandert: Das Winterhalbjahr verbringt er in seinem Winterrevier, wo er sich mit anderen Rehen vergesellschaftet, und während der Sommersaison zieht er in sein Sommerrevier, dessen Grenzen er vor anderen männlichen Rehen verteidigt. Es hat sich herausgestellt, dass Jule jedes Jahr die gleichen saisonalen Gebiete nutzt.
Er verließ sein Winterquartier (Karte 1: blaues Polygon) jeweils im Februar beider Jahre (2021 und 2022). Zu diesem Zeitpunkt begann die Übergangsphase zum Sommergebiet, in der er etwa einen Monat lang zwischen dem Winter- und dem Sommergebiet (blaue Punkte auf der Karte) hin- und herwanderte. Jule besetzte dann in beiden Jahren dasselbe Sommerrevier (orangefarbenes Polygon für 2022, rotes Polygon darunter für 2021), was eine typische Fortpflanzungsstrategie eines männlichen Rehwilds ist. Nach der Brutzeit lösen sich die Sommerreviere der Männchen auf und die Rehe überwintern in gemischten Gruppen. Im Herbst 2021 wanderte Jule an nur einem Nachmittag zurück in sein Winterrevier.
Miro and Forti
Zwei erwachsene männliche Rehe, die wir im letzten Winter in derselben Kastenfalle gefangen hatten, wanderten dagegen am Ende des Winters nicht ab. Sie hielten sich im Sommer in demselben Gebiet auf, das sie auch im Winter genutzt hatten, als sich ein großer Teil ihrer Reviere überlappte. Allerdings nutzen sie dieses Gebiet in den verschiedenen Monaten unterschiedlich. So nutzten sie vor Beginn der Reviersaison im Februar Reviere von etwa 44 ha (Miro) und 32 ha (Forti) (Karte 2: gestrichelte Polygone). Im März beschränkten beide Böcke ihre Bewegungen dann auf kleinere Gebiete: Miro auf etwa 26 ha und Forti auf 20 ha. Im Juni, bei voller Ausdehnung der Reviersaison, nutzten sie nur noch Reviere von 24 ha (Miro) und 15 ha (Forti) (Karte 2: durchgehende Linien). Parallel zur Verkleinerung ihrer Reviere während der Sommersaison überlappten sich auch ihre Reviere immer weniger bis überhaupt nicht mehr. So überlappten sich ihre Reviere im Februar bis zu 63 % von Fortis Revier (gestrichelte Polygone), während es im Juni fast keine Überschneidungen zwischen ihren Revieren gab (Polygone mit durchgehenden Linien).
Nach den Fängen werden die Kastenfallen noch mit automatischen Fotofallen überwacht. Hier kehrt Rehbock Forti nach dem Fang und der Markierung wieder in die Kastenfalle zurück.