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Prävention von Wolfsangriffen: Beispiele aus kürzlich wiederbesiedelten Gebieten

28 Dezember 2022
Veterinary University Vienna

Das Reißen von Nutztieren ist eine der Hauptursachen für Konflikte zwischen Menschen und großen Beutegreifern. Der Konflikt zwischen Wölfen und der Nutztierhaltung ist besonders deutlich in erst kürzlich wiederbesiedelten Gebieten. Das betrifft sowohl alpine Gebiete, in den letzten Jahren aber auch immer mehr hügelige Gebiete und Ebenen, wo sich im Laufe der Jahrzehnte Landwirtschaftssysteme entwickelt haben, die den Wolf nicht berücksichtigen und nicht immer eine Überwachung der Nutztiere durch Menschen vorsehen, geschweige denn den Einsatz von Präventionssystemen. Daraus resultieren bei der Wiederbesiedlung durch den Wolf oft vermehrte Probleme in Form von wirtschaftlichen Schäden, psychologischen und sozialen Auswirkungen auf die Nutztierhalter:innen, die folglich eine Haltung der Abneigung und Intoleranz gegenüber dem Wolf entwickeln.

Reducing the impact of wolf predation on domestic livestock to economically acceptable and socially tolerable levels, through the identification and adoption of defence and prevention systems and the adaptation of breeding systems to the renewed presence of the wolf, is therefore a strategic priority action to guarantee the maintenance and development of traditional livestock activities and the long-term conservation of the wolf in the Alpine territory.

Die Verringerung der Auswirkungen des Wolfs auf die Nutztierhaltung auf ein wirtschaftlich akzeptables und sozial verträgliches Niveau durch die Identifizierung und Einführung von Schutz- und Präventionssystemen und die Anpassung der Haltungssysteme an die erneute Präsenz des Wolfs ist daher eine strategische Schwerpunktmaßnahme, um die Aufrechterhaltung und Entwicklung der traditionellen Nutztierhaltung und die langfristige Erhaltung des Wolfs im Alpenraum zu gewährleisten.

In den Westalpen sind die Landwirt:innen seit mindestens zwanzig Jahren mit der Anwesenheit von Wölfen konfrontiert. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die ständige Verfügbarkeit und Präsenz von Personal, das den Nutztierhalter:innen Hilfe und Informationen bieten kann, wirksam dazu beiträgt, dass sich die diese nicht im Stich gelassen oder gar als weniger wichtig als der Wolf als geschützte Art angesehen fühlen. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des LIFE WolfAlps EU Projekts die Notfallteams (Wolf Prevention Intervention Units – WPIU) eingerichtet.

Bislang gibt es insgesamt 42 Notfallteams (WPIU) in den Alpen, davon 28 in Italien, 2 in Frankreich, 7 in Slowenien und 5 in Österreich. In Ligurien gibt es 4 WPIUs, eine für jede Provinz, im Piemont sind 16 in allen Provinzen in Betrieb, im Aostatal 3, 4 in der Lombardei und eine im Nationalpark Dolomiti Bellunesi.

Ein Überblick über die von den Teams im Jahr 2022 durchgeführten Maßnahmen (Anzahl der Inspektionen, geliefertes Material usw.) wird in Kürze verfügbar sein.

Mitte Oktober führten die Mitarbeiter:innen eines der lokalen Notfallteams in der Provinz Cuneo in der Gegend von Bene Vagienna einige Besuche durch, um die Arbeit von Berufs- und Hobbylandwirt:innen zu unterstützen. In der Ebene von Cuneo ist der Wolf erst seit kurzem wieder heimisch. Nachdem er die Berggebiete der Provinz Cuneo besiedelt hatte, dehnt die Art derzeit ihr Verbreitungsgebiet auf das Vorgebirge, die Ebenen/Hügel und entlang der Flüsse aus.

Die Einsätze der WPIU in diesem Bereich zielten auf eine präventive Bewertung der am besten geeigneten Systeme ab, die in Gebieten, die bisher noch nicht vom Wolf besiedelt wurden, eingesetzt werden können. Außerdem erfolgte die Unterstützung eines Viehzüchters, der dank des Einsatzes verschiedener Methoden den Einfluss der Wölfe wirksam reduziert hat.

Insbesondere bei der ersten Beratung auf einem Pferdehof hat der Tierarzt zusammen mit dem Besitzer die am stärksten gefährdeten Stellen und Jahreszeiten auf dem Hof in Bezug auf das Vorhandensein von Kleinvieh und Fohlen, die in den ersten Lebensmonaten am stärksten gefährdet sind, bewertet. Um den Zaun, der die tibetischen Ziegen und einige Hühner und Ponys umgibt, wurden optische Abschreckungsmittel (Fladry) angebracht, rote Nylonfahnen, die an einem Seil in einer Höhe von etwa 90 cm über dem Boden befestigt sind. Ihre Bewegung bewirkt, dass sie vom Wolf als eine Art physische Barriere wahrgenommen werden, die nicht überschritten werden darf. Ihre Wirksamkeit ist jedoch größer, wenn sie mit elektrifiziertem Draht kombiniert werden, eine Lösung, die dem Besitzer der Ställe empfohlen wurde.

Ein weiterer Besuch diente dazu, gemeinsam mit dem örtlichen Schafzüchter aus Sambucan den tatsächlichen Bedarf an einem sechsten Herdenschutzhund zu ermitteln, um die Herde, die oft auf mehrere, voneinander entfernte Weiden verteilt ist, besser zu schützen. Der Landwirt erlebte 2019 seine ersten Angriffe auf seine Tiere. Später wurde er mit Herdenschutzhunden ausgestattet und das LIFE WolfAlps EU Projekt stellte ihm über die WPIU-Teams Elektrozäune und Fladry zur Verfügung, die die Verluste wirksam reduzierten.

Außerdem wurden zwei Hobbylandwirte, die einige Tiere zu Hobbyzwecken halten, beraten, welche Verbesserungen sie an ihren Tiergehegen vornehmen können, um sie besser vor Wolfsangriffen zu schützen.

Prävention von Wolfsangriffen: Beispiele aus kürzlich wiederbesiedelten Gebieten - Life Wolfalps EU
Fence that needs to be improved to be more effective againt wolf attacks. Photo: Archive APAM.