Analyse der Bewegungen von Herdenschutzhunden in den Seealpen, Italien, und ihrer Bindung an die Herde
Monitoring von Präventionssystemen
Die jahrhundertelange Abwesenheit des Wolfs in den Alpen ermöglichte die Entwicklung einer Tierhaltung, die auf Systemen basiert, bei denen Strategien zur Abwehr von großen Beutegreifern nicht mehr angewendet wurden. In jüngster Zeit, mit der Rückkehr des Wolfes, hat sich stattdessen die Anwendung von verschiedenen Schutzmaßnahmen, darunter Herdenschutzhunde, verstärkt und weiter ausgebreitet. Herdenschutzhunde gelten als geeignetes und wirksames Mittel, wenn sie in der Lage sind, die Nutztiere vor Angriffen zu schützen, und wenn sie für den/die Landwirt:in und die Gesellschaft kein Problem darstellen. Im Falle eines schlecht sozialisierten Herdenschutzhundes, dem es an Bindung gegenüber der Herde mangelt, ist es möglich, dass er sich zu weit entfernt, was manchmal zu Problemen führt: Unfälle oder Aggressionen gegenüber Menschen, Störungen, Tötung oder Übertragung von Krankheitserregern auf Wildtiere und sogar Hybridisierung mit Wölfen. Daher ist die Untersuchung der Bewegungen und der Verbindung von Herdenschutzhunden zu „ihren“ Nutztieren sowohl aus Management- als auch aus ökologischer Sicht von grundlegender Bedeutung.
Ziel der von Luca Fardone zwischen Juli und November 2022 an der Universität von Turin durchgeführten Masterarbeit war es, die Wirksamkeit von Herdenschutzhunden beim Schutz von Nutztieren auf Almen in einem Gebiet der Seealpen zu bewerten und den Grad der Bindung des Hundes an die Herde zu analysieren.
Zu diesem Zweck wurden 10 Herdenschutzhunde zusammen mit den zugehörigen Rindern mit GPS-Halsbändern ausgestattet, und die Distanzen zwischen Hund und Rind wurde in Abhängigkeit von Umwelt- und Managementvariablen quantifiziert.
Die Ergebnisse zeigen insbesondere einen Unterschied im Grad der Vergesellschaftung von Hunden in Abhängigkeit von der Art der zu schützenden Nutztiere. So halten Hunde, die mit Rindern vergesellschaftet sind, einen deutlich größeren Abstand zu den Tieren als solche, die mit Schafen und Ziegen vergesellschaftet sind. Dies ist wahrscheinlich auf ein größeres Misstrauen von Rindern gegenüber Hunden und einen schwierigeren Sozialisierungsprozess zwischen Herdenschutzhunden und Rindern zurückzuführen, der im Erwachsenenalter zu einer geringeren sozialen Bindung zwischen den beiden Arten führt.
Die Ergebnisse dieser Studie liefern daher wichtige Hinweise auf die Faktoren, die den Grad der Vergesellschaftung von Hunden mit Rindern bestimmen, und werfen beim derzeitigen Stand der Dinge die Frage nach der Notwendigkeit des Einsatzes von Herdenschutzhunden bei Rindern auf. Landwirt:innen, die Herdenschutzhunde zusammen mit Rindern einsetzen wollen, wird empfohlen, während der Sozialisierungsphase besondere Sorgfalt walten zu lassen, um die Effektivität der Hunde zu maximieren und die mit ihrem Umherstreifen auf dem Feld verbundenen Risiken zu minimieren.
Die in der Studie eingesetzten Herdenschutzhunde erhielten von der Fondazione Capellino, die das Projekt mitfinanziert, eine Lieferung von Tierfutter Almo Nature Holistic, um die harte Arbeit der Hunde und der Landwirt:innen, die bereit waren, an der Studie mitzuarbeiten, zu unterstützen.