Warum ist es wichtig zu wissen, was Wölfe fressen? Eine Studie über das erste Rudel in der Ebene von Alessandria
Die Analyse der Ernährung von großen Beutegreifern ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht von grundlegender Bedeutung, da diese Arten häufig als Bedrohung angesehen werden. Sie können sich sowohl von Nutztiere als auch von wildlebenden Huftieren ernähren, was zu Konflikten mit menschlichen Aktivitäten führen kann – von der Viehzucht bis zur Jagd. Die Kenntnis ihrer Ernährungsweise in besonders sensiblen Gebieten wie in landwirtschaftlich intensiv genutzen Gegenden, in denen vielen Menschen leben und die Nutztierhaltung sehr präsent sind, kann einen weiteren Schritt zum Verständnis dieser Art und hoffentlich zu einer friedlicheren Koexistenz mit ihr darstellen.
Daher wurden im Jahr 2021 zwei Diplomarbeiten des Dipartimento di Scienze della Vita e Biologia dei Sistemi der Universität Turin im Rahmen des Projekts LIFE WolfAlps EU und in Zusammenarbeit mit der Ente di gestione delle Aree Protette del Po piemontese durchgeführt, um die Ernährungsgewohnheiten des ersten Wolfsrudels zu beschreiben, das sich in der piemontesischen Ebene, genauer gesagt südlich der Stadt Alessandria, in der Nähe des Flusses Orba, niederließ. Insbesondere die von den Studierenden Francesca Marras und Fabio Savini unter der Leitung von Prof. Francesca Marucco durchgeführten Untersuchungen stellen die erste Studie über die Ethologie und Ökologie des Wolfes in den italienischen Ebenen dar.
Der erste Hinweis auf die Anwesenheit eines Wolfsrudels in dem Gebiet wurde im November 2019 bekannt, als ein Wolf im Weiler Retorto nahe der Gemeinde Predosa gesichtet wurde. Seitdem haben Mitarbeiter:innen und Parkranger:innen der Verwaltungsbehörde für die Schutzgebiete des Piemont das Rudel systematisch überwacht.
Das Untersuchungsgebiet des Dissertationsprojekts von Dr. Marras, das sich auf die Analyse der Ernährung der Wölfe konzentrierte, umfasste ein Gebiet von etwa 300 km² in der Provinz Alessandria, wenige Kilometer südlich der Stadt. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch überwiegend flache Gebiete im Norden und hügelige Gebiete im Süden, die durch den Flusslauf des Bormida und den Wildbach Orba geprägt sind. Mehr als 70 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, fast 10 % sind städtische Gebiete und nur 13 % der Fläche sind bewaldet.
Die Sammlung von Kot, der für die Analyse der Nahrungsökologie unerlässlich ist, wurde im Winter, von Januar bis April 2021, durchgeführt. 124 km systematischer Transekte wurden wiederholt abgegangen: insgesamt wurden bei der Suche 867 km zurückgelegt, was es ermöglichte, insgesamt 107 Losungen zu sammeln.
Genetische Analysen von Kotproben ermöglichten es, alle Mitglieder des Rudels zu identifizieren: das fortpflanzungsfähige Paar, d. h. das Männchen und das Weibchen, und vier weibliche Töchter.
Die am häufigsten vorkommende Beute sind Rehe (58 %), gefolgt von Hasenartigen (13 %) und Nutria (11 %), die zum ersten Mal im Piemont als Wolfsbeute nachgewiesen wurde. Wildschweine macht weniger als 10 % der Nahrung aus, ebenso wie Schafe, die als einziges Nutztier unter den wichtigsten Nahrungskategorien des Rudels auftauchen.
Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört der Nachweis, dass die Ernährung des Wolfes selbst in einer vom Menschen beeinflussten und genutzten Umgebung wie dem Untersuchungsgebiet trotz der großen Anzahl von Nutztieren in dem Gebiet fast ausschließlich auf Wildtieren basiert (92 %, wie in der Grafik dargestellt).
Für mehr Details kann die Studie von der Seite des Centro Grandi Carnivori heruntergeladen werden.