Prävention & Herdenschutz

OFB WPIU-Einsätze in Frankreich im Jahr 2021: Wichtige Erkenntnisse über das Verhalten von Wölfen

7 März 2022
Veterinary University Vienna

Das Notfallteam des OFB (Office français de la biodiversité) ist seit 2021 voll im Einsatz.

Da die meisten Landwirt:innen im Land bereits Präventivmaßnahmen gegen Wolfsangriffe (Herdenschutzhunde, Zäune und Hirt:innen) einsetzen, besteht das Ziel der WPIU Einheiten darin, die Nutztierhalter:innen technisch zu beraten, wie sie das bereits bestehende Präventivsystem verbessern können. Zu diesem Zweck wird versucht, besser zu verstehen, wie es Wölfen manchmal gelingt, Präventivmaßnahmen zu umgehen, indem das Verhalten der Wölfe in der Praxis beobachtet und dokumentiert wird.

Die beiden Techniker der WPIU-Eonheit statten daher Herdenschutzhunde mit GPS-Halsbändern aus und verwenden Wärmebildkameras und Fotofallen, um das Verhalten von Herdenschutzhunden und Wölfen in der Nähe von Herden zu erfassen. Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Präventivmaßnahmen, die tatsächlich auf Feldbeobachtungen von Interaktionen zwischen Wölfen, Herdenschutzhunden und Nutztierherden beruhen, sind recht selten. Dies ist jedoch von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Ratschläge zu erteilen, wie Präventivmaßnahmen angewendet und möglicherweise verbessert werden sollten.

Die beiden Techniker des OFB, die ausschließlich für diese Einheit zuständig sind, verbrachten insgesamt 40 Nächte und über 150 Stunden mit der Überwachung von Nutztierherden an 10 verschiedenen Standorten im Jahr 2021, hauptsächlich im Sommer und Frühherbst.

Bisher konnten dabei fünf Mal Wolfsbeobachtungen gemacht werden. In vier Fällen zog ein einzelner Wolf oder ein Paar an der Herde vorbei ohne diese anzugreifen. In einem dieser Fälle näherte sich ein einzelner Wolf sogar einem der Techniker der Einheit – er rannte jedoch sofort davon, als er realisierte, dass es sich um einen Menschen handelte.

Und bei der letzten Gelegenheit konnte ein Angriffsversuch auf die Herde beobachtet werden: Ein einzelner Wolf schaffte es, über den Elektrozaun zu springen und die Herde zu stören, bevor die beiden Herdenschutzhunde reagierten und den Wolf in die Flucht schlugen.

Diese Beobachtung lieferte einen eindeutigen Beweis dafür, wie der Wolf den Schutz des Waldes nutzen kann, um sich der Herde zu nähern, ohne vom Herdenschutzhund entdeckt zu werden und dass es einzelne Exemplare gibt, die gelernt haben Zäune zu überwinden. Auf der Grundlage dieser Beobachtung und in Zusammenarbeit mit dem Schäfer schlug die WPIU vor, den Nachtpferch vom Wald weg zu verlegen und einen- weiteren Herdenschutzhund LGD einzusetzen, um das Verhältnis zwischen Hundien und Schafen zu verbessern.

Das Team des OFB ist auch 2022 wieder unterwegs und wird weitere Beobachtungen und Beratungen durchführen.