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Doppelte Fake News rund um den Wolf

21 Oktober 2022
Veterinary University Vienna

In den letzten Tagen kursierten in den sozialen Medien und in der Presse einige Sekunden Videomaterial, das zeigt, wie ein angeblicher Wolf ein Reh am Rande einer asphaltierten Straße fängt und in den Wald schleppt. Die Aufnahmen sind spannend, und im Hintergrund sind die entsetzten Kommentare von Autofahrer:innen und das Hupen zu hören, mit dem versucht wird, das Raubtier von seiner Beute abzulenken.

Je nach Medium wird das Video als in Piacenza, Val Pellice, Trentino oder anderswo gedreht präsentiert. Nach den Straßenschildern zu urteilen, ist es wahrscheinlich nicht einmal aus Italien. Es handelt sich also um eine der vielen Fake News, die große Wellen schlagen. In diesem Fall handelt es sich um doppelte Fake News, denn bei näherer Betrachtung ist das Raubtier kein echter wilder Wolf, sondern eine Haushunderasse namens Tschechoslowakischer Wolfshund, wie der italienische Artikel „Il lupo “famelico”? No, ad attaccare il capriolo è un cane lupo cecoslovacco lasciato libero (VIDEO)“ zeigt.

Der tschechoslowakische Wolfshund ist eine relativ junge Rasse, die in den 1960er Jahren durch die Kreuzung von deutschen Schäferhunden mit Wölfen aus den Karpaten entstand, um eine stärkere und aggressivere Rasse zu erhalten, die den damaligen Eisernen Vorhang mit Soldaten bewachen sollte. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Hund mit einem unberechenbaren und unkontrollierbaren Temperament handelte, und seine militärische Funktion wurde nach und nach aufgegeben. Sein sehr „wölfisches“ Aussehen macht ihn allerdings nachwievor zu einem beliebten Haustier.

Hunde dieser Rasse sind oftmals wahre Ausbruchskünstler und streunen dann alleine durch die Gegend. Dabei werden sie oft mit einem echten Wolf verwechselt. Aufgrund dieser Eigenschaften wird den Besitzer:innen empfohlen, diese Hunde mit einem breiten Halsband oder sogar einem farbigen Halstuch auszustatten, um Verwechslungen zu vermeiden.