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WPIU Field Visit in den Cottischen Alpen

9 Oktober 2021
Veterinary University Vienna

Am 8. und 9. September organisierten die Schutzgebiete der Cottischen Alpen im Rahmen LIFE WolfAlps EU Projekts eine Exkursion, bei der es um den Einsatz von Herdenschutzhunden zur Verhinderung von Wolfsangriffen auf der Alm ging. Die Initiative wurde von Dr. Umberto Vesco koordiniert, dem Tierarzt, der für die neu geschaffene Wolf Prevention Intervention Unit (WPIU) verantwortlich ist. Mehr als 40 Partner:innen aus Italien, Frankreich, Österreich und Slowenien sowie eine große Delegation von Tierärzten der Veterinärbehörde Turin hatten die Gelegenheit, sich ein Bild davon zu machen, wie man Nutztiere vor dem Beutegreifer Wolf schützen kann.

Die erste Etappe der beiden Tage führte in das abgelegene und abgeschlossene Vallone di Gran Dubbione in der Nähe des Val Chisone, wo eine transhumante Herde von über 1000 Schafen weidet. Das Gebiet, das im Sommer von den Schäfern Piero Pons und Patrik Bertalot und ihrem Vieh genutzt wird, weist sehr steile Weiden auf, die mit Felsvorsprüngen an besonders isolierten Hängen durchsetzt sind – morphologische Merkmale, die die Kontrolle der Tiere erschweren und Angriffe gefährlicher machen. Pons war einer der ersten Züchter im Piemont, der Herdenschutzhunde anschaffte. Dank der Unterstützung, die der Naturpark Orsiera Rocciavrè seit 2004 durch die Beratung von Dr. Silvia Dalmasso bei der Integration von Herdenschutzhunden in die Weidehaltung anbietet, konnte Pons das Management verbessern, indem er nach und nach ausgeglichenere und zuverlässigere Hunde für die verschiedenen Situationen, die während der Weidehaltung auftreten, erhielt.

Die Herde wird von 8 Hunden der Rassen Maremmen-Abruzzen-Schäferhund und Pyrenäenberghund verteidigt, die es ermöglicht haben, große Angriffe von Wölfen zu vermeiden, auch wenn es immer noch zu sporadischen Übergriffen kommt, vor allem bei isolierten Tieren. Pons und Bertalot wiesen die Teilnehmer:innen darauf hin, dass der Wolf nur eines der Probleme ist, die die Arbeit des Schäfers erschweren, der sich zwischen schwerfälliger Bürokratie und widersprüchlichen Vorschriften zurechtfinden muss. Dank der Arbeit gut ausgebildeter Herdenschutzhunde sind die Hauptursache für die Sterblichkeit der Schafe während der Sommerweide unvermeidliche Unfälle, die sich auf den steilsten Weiden ereignen, sei es durch herabfallende Steine oder abgestürzte Tiere.

Die folgende Etappe fand auf den Pisten des Skigebiets von Sestriere (To) statt. Hier trafen die Teilnehmer:innen Carla Manzon, eine Schäferin, die etwa 1200 Schafe in einem stark touristisch geprägten Gebiet hütet. Manzon hat sich entschieden, allein und unabhängig eine recht große Herde zu hüten, und musste zwangsläufig Herdenschutzhunde einsetzen, um die Herde vor den Angriffen der Wölfe zu schützen. Die Anwesenheit von Herdenschutzhunden in Gebieten, die von Wanderern und Mountainbikern frequentiert werden, kann ein Problem für die Sicherheit der Menschen darstellen, da die vierbeinigen Schäferhunde sie als Bedrohung für die Herde erkennen können. Daher musste Manzon Hunde auswählen, die nicht allzu reaktiv und an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind, aber sie behauptet, dass ihre Hunde, obwohl sie zahm und sanftmütig sind, effektiv gegen Wölfe arbeiten.

Der dritte besuchte Betrieb war der Bauernhof Bernard in Val di Thures, Cesana Torinese (To). Es handelt sich um einen familiär geführten Bauernhof auf 1800 m Seehöhe. Die Familie lebt dort das ganze Jahr über, bewirtschaftet das Land, züchten ihr Vieh und erntet das Heu. Sie haben sich für die Aufzucht von schottischen Highland-Rindern entschieden, weil es sich dabei um rustikale Tiere handelt, die auch mitten im Winter im Freien leben können, trotz der vielen Schneefälle und der kalten Temperaturen in dieser Gegend. Normalerweise sind sie auch in der Lage, sich selbständig gegen die Angriffe der Wölfe zu verteidigen, aber der Moment der Geburt ist eine potentielle Gelegenheit für die Beutegreifer. In der Vergangenheit hatte der Betrieb eine Schafherde und einen Herdenschutzhund. Nach dem Verkauf der Schafe hat sich der Hund selbstständig entschlossen die Rinderherde zu verteidigen, was dazu beigetragen hat, dass die Schäden auf ein erträgliches Maß reduziert werden konnten. Die Familie diskutierte mit den Teilnehmer:innen auch über die Erfolge und Schwierigkeiten, die bei der Haltung des Hundes bei der Herde und bei der Einführung eines zweiten Hundes aufgetreten sind. Auch in diesem Fall ist die Weidefläche in einem Gebiet das besonders stark von Touristen und Wanderern frequentiert ist und dies erfordert den Einsatz von ruhigen Hunden gegenüber Menschen.